Drittel-Regel: Was ist das?
„Es ist nicht wirklich eine Regel. Eher eine Faustregel.“
Shawn Ingersoll, Fotograf und Designer
Wer Bilder mithilfe der Drittel-Regel aufnehmen möchte, teilt den Bildausschnitt – entweder gedanklich oder mit einem Raster, das Sie über die Kameraeinstellungen auswählen – in neun gleich große Teile. Die Faustregel besagt nun, dass Sie das gewünschte Motiv im linken oder rechten Drittel des Bildes platzieren bzw. auf einem der Schnittpunkte oder einer der Linien. So erhalten Sie – laut Drittel-Regel – ein Foto, das einen ansprechenden und harmonischen Eindruck beim Betrachter hinterlässt.
Warum sollte ich die Regel beim Fotografieren berücksichtigen?
Die Faustregel erfreut sich in der Fotografie großer Beliebtheit. Kein Wunder – ist sie doch recht simpel, aber äußerst effektiv. Wir nennen Ihnen 6 Gründe, warum es sich lohnt, die Bildkompositionstechnik anzuwenden!
- Sie sorgt für einen harmonischen Bildaufbau.
- Der Blick des Betrachters wird gezielt auf das Hauptmotiv gelenkt.
- Sie ist eine wichtige Hilfe für gerade Linien und ausbalancierte Hintergründe.
- Die Drittel-Regel lässt sich im Vergleich zum Goldenen Schnitt sehr leicht anwenden. Aber mehr dazu später.
- Sie punktet mit Vielseitigkeit: Die Faustregel kann bei nahezu jedem Motiv zum Einsatz kommen.
- Gerade Fotografie-Neulingen kommt sie zugute – damit gelingt der Bildaufbau im Handumdrehen.
Drittel-Regel vs. Goldener Schnitt – worin liegt der Unterschied?
In der Fotografie gibt es gewisse Richtlinien, an die man sich halten kann, aber nicht muss. Vor allem die Drittel-Regel und der Goldene Schnitt sind vielen Fotografen ein Begriff. Fälschlicherweise werden beide Konzepte oft synonym behandelt. Wir verraten, warum das nicht stimmt.
Drittel-Regel
Die Drittel-Regel gilt als einfachste Formel der Bildgestaltung. Sie lässt sich schnell umsetzen und sorgt für eine symmetrische, äußerst harmonische Bildsprache.
Mithilfe von vier Hilfslinien wird das Bild in neun gleich große Rechtecke geteilt, wodurch vier Schnittpunkte entstehen. Jetzt müssen Sie nur noch entscheiden, wo Sie welches Element platzieren möchten.
Die Faustregel ist eine große Hilfe für Fotografie-Anfänger, die sich schwertun, eine stimmige Bildkomposition aufzubauen.
Goldener Schnitt
Hinter dem Goldenen Schnitt – auch 2/3-Regel genannt – verbirgt sich eine mathematische Formel, die das Teilungsverhältnis einer Strecke beschreibt. Dabei ist Teilabschnitt A mit 61,8 % der längere, Teilabschnitt B mit 38,2 % viel kürzer. Im Vergleich dazu: Bei der Drittel-Regel beträgt der Abstand zur einen Seite immer 33,33 %, zur anderen 66,66 %.
Aufgrund dieser prozentualen Ähnlichkeit kommt es oft zu Verwechslungen beider Konzepte. In der Praxis wird aber ausschließlich die Drittel-Regel angewendet, da es mit bloßem Auge gar nicht möglich ist, 61,8 % einer Fläche zu bestimmen und exakt dort das Motiv zu platzieren. Außerdem gelingt mit der Aufteilung keine optimale Bildgestaltung.
So funktioniert die Drittel-Regel
Mit Ihrer Kamera im Gepäck sind Sie auf Motivsuche in der Natur. Vor Ihnen erhebt sich ein beeindruckendes Bergmassiv, das gerade von der Abendsonne geküsst wird. So gehen Sie nun vor:
- Werfen Sie einen Blick auf das Display oder durch den optischen Sucher und rufen Sie sich zwei senkrechte und zwei waagerechte Linien ins Gedächtnis. Es ist nicht schlimm, wenn Sie sich damit schwertun. Gehen Sie in die Einstellungen Ihrer Kamera und lassen Sie sich die Hilfslinien anzeigen. So können Sie noch präziser arbeiten.
- Überlegen Sie nun, welche Elemente Sie besonders betonen und in den Fokus rücken möchten. In diesem Fall: das Bergmassiv. Platzieren Sie es in unmittelbarer Nähe oder direkt auf einer der Linien bzw. auf einem der vier Schnittpunkte. Hier müssen Sie einfach ausprobieren, welche Position Ihnen am besten gefällt, um ein Motiv in Szene zu setzen.
Wann ist die Anwendung sinnvoll?
Das Schöne an der Drittel-Regel in der Fotografie: Sie ist vielseitig einsetzbar! Ganz gleich, ob Naturfotografie, Architektur, Porträtfotografie oder Tierfotografie – mithilfe der Bildkompositionstechnik gelangt Ihre Aufnahme ins Gleichgewicht.
- Besonders gut eignet sich die Faustregel für das Ablichten des Horizonts. Legen Sie dafür den Horizont – je nachdem, welchem Bereich Sie mehr Aufmerksamkeit schenken möchten – auf die obere oder die untere horizontale Linie. Wählen Sie die obere Hilfslinie, bleibt mehr Raum für den Vordergrund, z. B. eine schöne Landschaft. Entscheiden Sie sich für die untere Linie, kommt vor allem der Himmel zur Geltung.
- Was sich ebenfalls anbietet: Platzieren Sie bei einer Landschaftsaufnahme ein weiteres Element (einen Baum, eine Hütte …) auf einer der Linien oder auf einem Schnittpunkt. So lockern Sie die Komposition auf und schaffen einen natürlichen Anker fürs Auge.
- Bei einem Porträt sollte das Model entweder im linken oder rechten Drittel des Bildes zu sehen sein – andernfalls wirkt das Bild schnell langweilig. Achten Sie darauf, das Auge auf bzw. in der Nähe eines Schnittpunktes zu positionieren.
Profi-Tipp: So helfen Lightroom und Photoshop bei der Drittel-Regel
Sie haben die Drittel-Regel beim Fotografieren nicht beachtet? Das macht nichts! Mithilfe der Bearbeitungsprogramme Lightroom und Photoshop können Sie auch bei der Nachbearbeitung noch Änderungen realisieren. Die folgende Anleitung bezieht sich auf Lightroom.
So geht’s:
- Anwendung öffnen und das entsprechende Bild hochladen.
- Möchten Sie das Bild begradigen, klicken Sie außerhalb des Freistellungsrahmens und bewegen Sie das Foto so lange, bis es gerade wirkt. Die Funktion Gerade ausrichten nimmt die Änderung automatisch vor.
- Blenden Sie das Raster ein, um zu überprüfen, ob Motiv und Hilfslinien ungefähr übereinstimmen. Bei Bedarf können Sie noch kleine Optimierungen umsetzen.
- Jetzt haben Sie die Möglichkeit, das Bild zuzuschneiden oder das Format zu ändern. Anschließend speichern!
Regeln sind da, um gebrochen zu werden!
Beim Fotografieren geht es nicht nur um starre Regeln – ganz im Gegenteil: Vielmehr kommt es auf das Bauchgefühl, ein Grundverständnis für Ästhetik, den Blick für die kleinen, besonderen Dinge und natürlich einen sicheren Umgang mit der Kamera an. Und genau aus diesem Grund sollten Sie die Drittel-Regel nicht bei jeder Aufnahme anwenden. Denn manchmal entstehen gerade bei Nichtbeachtung der Faustregel ganz außergewöhnliche Bilder. Voraussetzung dafür: Sie müssen die Regel für den Bildaufbau kennen und beherrschen. Wenn das der Fall ist, können Sie nach Herzenslust mit den Motiven spielen und verschiedene Kompositionen ausprobieren.